Saarloos Wolfhund

Der Saarloos Wolfhund
Oft genug hören wir von Menschen beim Spaziergang einen von beiden Sätzen:
1. Ist das ein Husky?       oder...
2. Der sieht ja aus wie ein Wolf!
Ja unser Hund sieht aus wie ein Wolf und nein, es ist kein Husky und ist auch nicht mit einem verwandt.

Was ist der Saarloos Wolfhund?
Ein Wolf oder ein Wolfmischling(Hybrid)?
Weder noch.
Ein Saarloos Wolfhund ist eine vom FCI anerkannte Hunderasse.
Ja der Saarloos stammt vom Wolf ab und hat vermutlich auch noch mehr Ähnlichkeit in Aussehen und Verhalten mit diesem als die meisten anderen Hunderassen.
Nichts desto trotz ist der Saarloos kein Wolf und sollte auch nie als ein solcher gesehen werden.
Saarloos sind spezielle Hunde.
Sie bestechen durch ihre Natürlichkeit, ihre Anhänglichkeit, ihre Selbständigkeit und gleichzeitig durch ihre scheinbare Abhängigkeit von ihrem Rudel. Sie sind meist extrem verschmust, liebesbedürftig und treu.
Sie sind zurückhaltend bis scheu Fremden gegenüber, aber Freunde werden überschwänglichst begrüßt und gebliebt.
Saarloos sind meist sehr intelligent und können überaus stur und dickköpfig sein.
Saarloos sind in vielen Hinsichten normale Hunde, manchmal aber einfach Saarloos. Jeder der einmal einen Saarloos kennen lernen durfte kann verstehen, dass einem die Worte fehlen um einen Saarloos Wolfhund zu beschreiben.


Vielleicht geben diese Berichte einen kleinen Einblick was einem Saarloos besonders ist. Ich habe den ersten geschrieben als Côlwen noch recht frisch bei uns war.

Warum ein Saarloos?

Liebe Leserin, lieber Leser,
zuerst einmal möchte ich mich Ihnen vorstellen und erklären, warum ich diese Kolumne schreibe.
Mein Name ist Barbara und ich bin, mit meinem Mann zusammen, stolze Besitzerin einer rasant wachsenden jungen Saarloos Dame namens Côlwen.
Ich möchte Sie an meinen noch sehr frischen Erfahrungen mit einem Saarloos Wolfhund teilhaben lassen und Ihnen vielleicht so die Rasse, wie ich sie erlebe näher bringen.

Vor einem Jahr im Sommer ist unsere treue alte Schäfer-Labrador Dame Mona gestorben.
Nach ihrem Tod war erst einmal keine Idee und kein Bild da, was als nächstes für ein Hund bei uns einziehen könnte.
Mona kam als Problemhund zu uns hat uns sehr viel gelehrt.
Für mich kam also erst einmal kein „einfacher“ Hund ohne Herausforderung in Frage.
Vor Jahren hatte ich auf einer Messe einmal diese „Wölfe“ gesehen und mich damals schon heimlich in sie verliebt.
Irgendwann war es an der Zeit, wieder einen Hund in unser Leben zu rufen.
Doch was sollte es nun also sein.
Der Saarloos Wolfhund hatte mein Interesse geweckt, also fing ich an, mich intensiver zu erkundigen.
Das erste was ich las, war der sehr ehrliche und teilweise erschreckende Erlebnisbericht von Carmen und Willi Tischler über ihre Hündin Nisha.
Dieser Bericht erschreckte mich fast ebenso sehr, wie er mein Interesse an dieser Rasse verstärkte.
Ich begann im Internet zu suchen und alles über die SWH zu lesen. In vielen Foren war ein Bericht erschreckender als der andere und so beschloss ich, nach einem Züchter in der Nähe zu schauen und mir diese Hunde einfach einmal anzusehen.
Wir besuchten Züchter, lernten Saarloos Besitzer kennen und sahen von extremst scheu bis vollkommen offen einfach alles.
Wir schwankten zwischen vollkommen erschrocken bis zu total begeistert.
Warum haben wir uns letztendlich nun für einen Saarloos entschieden?
Ich persönlich liebe Herausforderungen. Der Satz „Einfach kann jeder!“ verfolgt mich schon mein Leben lang.
Eine Herausforderung kann man bekommen mit einem Saarloos.
Ich habe seit meiner Geburt Hunde um mich herum, konnte schon einigen Menschen helfen mit ihren Hunden besser zu kommunizieren und behaupte mich recht gut mit Hunden auszukennen. Doch mit unserer kleinen Côlwen durfte ich meinen Blickwinkel wie Hunde sein können vollkommen verändern.
Ich dachte, ich kenne (alle?!) Hunde und weiß alles über sie.
Doch Côlwen bringt mir so viele neue Aspekte eines Hundewesens bei, dass ich mich wirklich frage, wie ich jemals auf die Idee kommen konnte zu behaupten, alle Hunde zu kennen.
Saarloos sind in der Tat einfach anders!
Mir gefällt die extrem natürliche und ursprüngliche Art zu kommunizieren, das besondere Wesen, die Liebe und Anhänglichkeit zu ihrem Rudel, das soziale Wesen unserer Hundedame, ihre Feinheit und die Gabe, mir die Stimmung und Energie eines jeden Menschen (und natürlich auch immer von mir selbst) zu zeigen.
Ich kann in jeder Minute des Tages an meinem Hund ablesen wie meine Stimmung ist. Côlwen reagiert auf die kleinste Stimmungsveränderung und zeigt mir auch immer die Energie und Stimmung meines Gegenübers an.
Ich gebe Seminare und Côlwen ist immer mit dabei. Sobald die Haustüre aufgeht und ein Teilnehmer vor der Tür steht, weiß ich wie derjenige „drauf“ ist. Ich muss mir nur Côlwens Reaktion ansehen und kann ziemlich genau einschätzen wer mir gegenüber steht.
Das ist unbezahlbar, aber auch anstrengend.
Durch den Spiegel, den Côlwen mir ständig vor die Nase hält, kann ich mich sehr gut selbst weiter entwickeln, bekomme aber auch jede Unzulänglichkeit und miese Laune sofort präsentiert.
Fangen sie mal einen Saarloos ein, wenn sie es eilig haben, unter Stress stehen, weil sie zu einem Termin müssen und der Hund Ihnen sagt: „So gestresst wie du bist, komm ich nicht zu dir! Auf gar keinen Fall!“
Da lernt man sehr schnell sich zu kontrollieren, runter zu kommen und tief durchzuatmen.
Jeder der mal eine Stunde durch den Garten gerannt ist und versucht hat einen bockenden Saarloos einzufangen wird feststellen, dass es sehr viel effektiver ist, sich selbst wieder „einzufangen“, ruhig zu werden und den Hund mit einer ruhigen Energie einzuladen zu sich zu kommen.
So zumindest meine Erfahrung mit unserem Saarloos.
Am Anfang habe ich oft gelesen, einen Saarloos könne man nicht erziehen.
Das ist vollkommen falsch! Aber wenn man denkt, einen Saarloos könne man wie einen Schäferhund zu blindem Gehorsam erziehen, wird umdenken müssen.
Mein Saarloos und ich erziehen uns gegenseitig.
Sie erzieht mich zu innerer Ruhe und Ausgeglichenheit und ich bin bemüht sie zu überzeugen meine Kommandos zu akzeptieren und das zu tun, was ich von ihr möchte.
Aber dazu später mehr.
Wir haben uns für einen Saarloos entschieden, weil wir die Möglichkeit dazu haben. 
Ich bin selbständig und arbeite von Zuhause aus. Und wenn ich zu einem Kunden fahre, dann kommt Côlwen einfach mit.
Meine Zeit kann ich mir selbst einteilen und habe somit auch (meistens) die Zeit den sich im Garten versteckten, bockende Hund einzufangen oder mich mit anderen Hundebesitzern samt Hunden zu treffen, damit unser Mädchen Abwechslung hat, ihre soziale Art behalten kann und mit anderen spielen kann.

Ein weiterer Artikel über den Saarloos Wolfhund, den ich geschrieben haben, als Côlwen 9-10 Monate alt war:

Die Erziehung meines Saarloos; Stand 9 Monate

Diese Überschrift habe ich sehr bewusst so gewählt, denn sie lässt völlig offen, wer hier wen erzieht. 
Erzieht unser Saarloosmädchen Côlwen uns oder umgekehrt?
Dass ein Saarloos unter Umständen nicht einfach ist, war mir klar, auch dass sie anders sind als andere Hunde habe ich schon gehört, aber dass ich alles was ich bisher von und über Hundeerziehung wusste über Bord werfe und nochmals vollkommen von vorne anfange, war mir nicht klar.
Bisher war ich eher der Vertreter von „mein Hund soll das für mich und nicht für mein Leckerli machen!“, doch seit Côlwen habe ich meine Ansichten deutlich überdenken dürfen.
Wenn ich sie rufe, dann fragt sie offensichtlich: „Warum?“ und schaut erst einmal ob es einen driftigen Grund gibt zu mir zu kommen.
Manchmal entscheidet sie sich dafür, manchmal aber auch deutlich dagegen.
Und dann kann ich machen was ich möchte. Ich kann mit Leckerli und Futter winken, kann weggehen, kann mich zu Affen machen… nein bleibt meist nein!
Wäre ich doch nur auch so konsequent wie Côlwen!
In der Zwischenzeit haben wir schon die Schleppleinenphase durch, bei der Côlwen nur noch an der Schleppleine Spazieren gehen durfte. Das funktioniert perfekt. Sobald die Schleppleine am Hund hängt, war sie der absolut perfekte und vorbildliche Vorzeigehund!
Also nach einigen Wochen die Schleppleine wieder weg, und siehe da: Der Vorzeigehund war mit samt der Schleppleine im Auto geblieben.
Das Problem mit den Saarloos Wolfhunden ist mit Sicherheit ihre Intelligenz!
Côlwen weiß ganz genau wann ich Zugriff auf sie haben und wann nicht.
Rege ich mich auf, weil sie keine Lust hat zu folgen, kommt sie gleich noch weniger zu mir!
Seit einigen Wochen bekommt sie ihr Futter nur noch für Arbeit beim Spazieren gehen. 
Die Idee dahinter ist klasse, der Erfolg spitze, nur die Umsetzung mit frischem Fleisch teilweise echt fragwürdig.
Dummerweise kommt Côlwen für Trockenfutter oder „normale“ Leckerli einfach nicht.
Es muss sich ja lohnen!
Schlimm ist es eigentlich ja nicht mal, dass ein Saarloos einfach anders ist und oft länger braucht bis er zuverlässig etwas umsetzt, schlimm sind aber die Kommentare, die man gerne zu hören bekommt.
„Was Du arbeitest jetzt erst am Fuß?“ – Ja. Denn ich bin froh, dass wir das mit der Leine jetzt halbwegs im Griff haben!
„Warum setzt Du dich nicht durch und packst sie mal, damit sie es sich merkt und dich nicht mehr so zum Narren hält?“ – Weil sie sich genau das merkt und dann gar nicht mehr zu mir kommt!
„Warum rennst Du weg, wenn dein Hund in den Wald rennt zum Stöbern? Du musst sie doch rufen und warten bis sie kommt!“ – Weil sie kommt wenn ich wegrenne, denn dann hat sie Angst, dass ich sie alleine lasse. Wenn ich stehen bleibe und rufe hört sie ja dass ich da bin und lässt sich noch mehr Zeit!
„Warum rufen Sie ihren Hund denn nicht zurück, wenn ich meinen Hund anleine? Das geht doch so nicht dass Sie dann auch noch umdrehen und weggehen!“ – Stimmt. Aber wenn Sie ihren Hund erst 10 Meter vor meinem Hund anleinen, dann habe ich keine Chance mehr sie abzurufen und meine einzige Möglichkeit ist dann zu gehen, so dass der Hund mir folgt!

„Warum tust Du dir eigentlich einen so unerziehbaren Hund an?“ – Weil ich ihn über alles liebe. All die Macken und Eigenarten des Saarloos sind zwar nervig, aber wenn ein Saarloos mal was begriffen hat, scheint es auch wirklich zu sitzen – so mein Eindruck.
Wenn ich also den Kofferraum öffne, dann sitzt sie so lange bis sie von mir das Kommando bekommt, den Kofferraum zu verlassen, egal was draußen los ist. Das hat sie begriffen und setzt es, bis auf sehr wenige Ausnahmen, perfekt um.
Wenn ich ihr rufe und sie mal wieder nicht kommt, dann drehe ich mich um und gehe weg. Dann weiß sie aber auch, dass ich es WIRKLICH ernst meine und kommt dann zuverlässig.
Auch das sitzt.

Wir machen eindeutig Fortschritte und darauf bin ich mehr denn je stolz!
Côlwen wird jetzt demnächst 10 Monate alt und für das sind wir schon ganz gut.
Ich sehe ihren Willen und dass sie sich anstrengt und ich bin selbst immer und immer wieder gefordert mir neue Strategien einfallen zu lassen, damit wir weiter Fortschritte machen.
All ihre Sturheiten und Eigenarten nehme ich aber gerne in Kauf, wenn ich nur dran denke, wie liebevoll und super intelligent sie ist.
Sitz konnte sie kurz nachdem sie mit 9 Wochen zu uns gekommen ist. Pfote hatte sie nach dreimal üben perfekt drin. Denn dann gibt es ja was!


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